Vom Wachsen des Vereinsbaums

Themenkunstverein feiert fünf plus ein Jahr seines Bestehens

Plakat von Margit Genser
FEUCHT - Rund 450 Veranstaltungen hat der Themenkunstverein Feucht in den vergangenen sechs Jahren geboten. Doch so gut besucht wie die Jubiläumsschau war eine Ausstellungseröffnung in der Galerie Bernstein selten: Es drängten sich dermaßen viele Gäste, dass es schwierig war, den einzelnen Kunstwerken in Ruhe die ihnen gebührende Aufmerksamkeit zu schenken.
Denn es bot diese Jubiläumsveranstaltung anlässlich von fünf plus eins Vereinsjahren etwas bisher noch nie Gezeigtes: 26 Künstler drückten sich und ihre Gedanken auf gleich großen Rigipsplatten aus. Eine Woche lang arbeiteten sie daran, so wie es ihre Zeit und Kräfte zuließen.
Gleichberechtigt nebeneinander angebracht, wirken die 200 mal 60 Zentimeter hohen Platten insgesamt wie ein Relief, das sich U-förmig um den Raum erstreckt. Das suggeriert Gemeinschaft und Gemeinsamkeit, ein Miteinander verschiedener Individuen, von Künstlern mit unterschiedlichsten Ansichten und Ausdrucksmitteln.
Trotz verschiedener künstlerischer Ansichten besteht offensichtlich ein Wir-Gefühl, das Ingrid Marx als Mosaik, Jürgen Lasser in seinem Werk durch Puzzlestücke darstellte. Die haben sich gefunden und halten einander fest, liegen neben und unter einem Baum. Lasser spiegelt so auch das nicht immer einfache Vereinsleben: Einige Mitstreiter kamen und fanden im Verein ein Stück Heimat, andere wieder schauten nur kurz vorbei, fügten sich ungern oder gar nicht in die Gemeinschaft ein.
Dass aus den neun Gründungsmitgliedern im Jahr 2002 bis heute 110 Mitglieder werden würden, war kein Erfolg, der sich selbst einstellte. Regelmäßig donnerstags trafen und treffen sich die Hobbykünstler, um immer wieder neue Projekte und Themen zu
besprechen und sie in Ausstellungen einem wachsenden Publikum zu präsentieren. Das kommt inzwischen auch gern zu Veranstaltungen der Volkshochschule, zu Stummfilmabenden und vielen anderen privaten wie gesellschaftlichen Anlässen in die Galerie Bernstein. Alle miteinander sorgen sich um die Zukunft des Vereins, die durch eine rechtliche Auseinandersetzung mit der Gema gefährdet ist.
Margit Genser hat ein Stück Baumrinde in ihren Baum eingearbeitet, dessen Stamm mächtig, zerfurcht und knorrig wirkt. Als sie wie jeder der ausstellenden Künstler die Möglichkeit bekam, ihr Werk kurz zu erläutern, verglich sie den Baumstamm mit dem 65-jährigen Vorsitzenden des Vereins, Hans Joachim Strauß. Der habe mit seiner Vision und Konstanz Rahmen und Struktur in den Verein gebracht und - einem Baum ähnlich -Äste entwickelt, starke und schwächere. Die sind in Feucht und Umland bis nach Schwarzenbruck gewachsen, auch aus Nürnberg, Fürth und Erlangen kommen inzwischen Mitglieder, die zur Ausstellungseröffnung Freunde und Bekannte mitbrächten.
Für die Entwicklung und das gewachsene, hohe Niveau der Arbeiten muss beispielgebend unbedingt das Werk von Dr. Kathrin Koll und ihrer Familie genannt werden. Auch sie zeigen Gemeinschaft auf - auf eine intelligent durchdachte, ausgefallene und faszinierende Weise. Die Werke sind zwar gleich groß, doch nicht vergleichbar. Jedes für sich lohnt die Beschäftigung der Betrachter, die dafür bis in den April hinein Zeit haben.
Dann ist hoffentlich auch eine Möglichkeit gefunden, diese Jubiläumsausstellung insgesamt zu erhalten, damit sie weiter ausgestellt werden kann. Da es den Künstlern frei stand, sich auch auf den Tafeln der Nachbarn auszuleben, bilden die Bilder nebeneinander hängend auch in Details ein komplettes Ganzes.

Antje Seilkopf aus "Der Bote" vom 13. März 2008


Die Künstler, deren Werke sich in der Jubiläumsausstellung in der Galerie Bernstein finden, sind:
Beate Götz, Helga Hell, Herbert Sturm, Gisela Fehringer, Ulrike Wedel, Renate Otto, Hans Joachim Strauß, Jürgen Lasser, Günther Böhm, Martha Braisz, Werner Bernhardt, Roland Bernhardt, Gisela Roman, Hans Peter Neeser, Nino Bauer, Ingrid Marx, Margit Genser, Nurten Gölcük-Hess, Gerald Koblischek, Carola Meyer, Dr. Kathrin Koll, Katrin Schulze, Christian Haberland, Jürgen Hellmann, Eva Eiber und Annelie Romeis.

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Fotos von den Arbeiten zur Ausstellung "5 + 1 = WIR"
Fotos von der Ausstellungseröffnung